Cynthia Coray, die Schauspielerin und angehende künstlerische Leiterin des Theater Palazzo Bild: Nicole Nars-Zimmer
Cynthia Coray ist Schauspielerin, Regisseurin und übernimmt bald die künstlerische Leitung am Theater Palazzo in Liestal. Im Nähkästchen spricht sie über ihre Anfänge, ihre Leidenschaft für die Arbeit mit Jugendlichen und über nachhaltige Theaterbesuche.
Cynthia Coray, Sie haben den Begriff «Spotlight» gezogen. Stehen Sie gerne im Rampenlicht?
Cynthia Coray: Als Schauspielerin auf der Bühne natürlich schon. Ich unterhalte sehr gerne Menschen und erzähle Geschichten. Aber privat nicht so.
Sie sind es gewohnt, auf der Bühne eine Rolle zu spielen. Wie gut können Sie diese nach einem Auftritt wieder ablegen?
Sehr gut. Ich bin ja auf der Bühne kein komplett anderer Mensch, kann aber die Schauspielerei und mein Privatleben gut trennen. Nach einem Auftritt brauche ich jedoch einen Moment Ruhe und kann mich nicht direkt unter Leute mischen.
Sie stehen viel im «Spotlight». Haben Sie schon früh als Kind die Aufmerksamkeit gesucht?
Ich habe schon als kleines Kind die Leute mit lustigen Theaterstücken und mit meinen Kasperlifiguren unterhalten. Dabei habe ich schon früh gemerkt, dass ich Leute aufheitern kann. Einzig in der Schule kam es nicht immer so gut an, wenn ich die Lustige gespielt habe.
Wie kamen Sie mit dem Theater in Berührung?
Mit 16 kam ich in die Handelsschule und dort gab es das Freifach Theater. Dieses wurde von Martin Zentner geleitet, der auch am «jungen theater basel» Theaterkurse leitete. Er lud mich dann auch ein, in Basel vorbeizuschauen. Dort kam ich dann ins Ensemble und die Theaterwelt war plötzlich greifbar für mich.
Sahen Sie dort schon Ihre berufliche Zukunft in der Schauspielerei?
Ja, ich habe dort erkannt, dass die Schauspielerei ein Beruf ist, den man lernen kann. Daraufhin war für mich sehr schnell klar, dass ich das beruflich machen möchte. So wurde ich Schauspielerin. Ich habe zu diesem Zeitpunkt aber nicht gedacht, dass ich das ein Leben lang machen werde. So weit habe ich damals nicht geplant. Ich wollte mir einfach einen Lebenstraum erfüllen, den ich schon als kleines Mädchen hatte.
Sie sind als Teenagerin zum Theater gekommen. Bieten Sie deswegen Kurse für Kinder und Jugendliche an?
Auf jeden Fall. Ich habe damals im Schulheim Sommerau gewohnt. Der letzte Zug von Sissach nach Sommerau fuhr um 10 Uhr. Ich musste mir einen Job suchen, damit ich mir ein Mofa kaufen konnte, um damit von Sissach nach Hause zu kommen. Mir liegt am Herzen, dass der Weg keine Hemmung sein darf, um Theater zu machen. Deshalb ist es mir wichtig, dass es ein Theater auch für Junge im Oberbaselbiet gibt.
Was gefällt Ihnen am meisten an der Arbeit mit jungen Leuten?
Am meisten gefällt mir, dass sie das Gehirn ausschalten können und sich völlig auf die Situationen und Gegebenheiten auf der Bühne einlassen können. Dadurch können Junge eine wahnsinnige Virtuosität und Energie entwickeln. Das sind teilweise Vulkane, mit denen ich auf der Bühne arbeiten darf. Das ist dann natürlich ansteckend und eine sehr fruchtende Atmosphäre, in der etwas Berührendes entsteht, das die Menschen bewegt.
Sie möchten als angehende künstlerische Leiterin des Theaters Palazzo in Liestal das Angebot für Kinder und Jugendliche erweitern.
Die Überlegung dahinter ist: Wie kann ich einen Menschen motivieren, ins Theater zu kommen. Mir ist wichtig, dass Kinder von klein auf mit dem Theater in Kontakt kommen. Hier können sie sich ausprobieren, kreativ sein und sich und andere besser kennen lernen. Ausserdem stärkt das Theater die Resilienz, die in der heutigen Zeit wahnsinnig wichtig ist. Man hat dadurch eine Möglichkeit, bei sich zu bleiben und auch mal innezuhalten in unserer schnelllebigen Gesellschaft.
Sie arbeiten aber nicht nur mit Kindern zusammen.
Nein, ich leite auch noch zwei Laientheater in Tecknau und Nuglar. Auch dort begeistert es mich, wie die Leute aus sich herauskommen und ihre Scham ablegen. Oft werden wir in Schubladen gesteckt. Im Theater kann man sich selber ausprobieren und auch neue Seiten von sich kennen lernen. Ich liebe es einfach, Menschen zuzuschauen, wie sie sich entwickeln. Das geht mir durch Mark und Bein.
Welches «Spotlight» gefällt Ihnen mehr? Auf der Bühne stehen oder vor der Kamera schauspielern?
Ich erinnere mich an eine Situation, wo ich gleich nach der Saison bei «Karl’s kühne Gassenschau» die Dreharbeiten zum Hunkeler-Film anstanden. Der Regisseur Markus Fischer musste mir immer sagen, dass ich mich zurücknehmen soll, da ich noch immer spielte, als würde ich auf der Bühne stehen. Ich möchte die beiden Sachen aber nicht miteinander vergleichen. Beides hat für mich seinen Reiz.
Wir haben uns heute im Theater Palazzo in Liestal getroffen. Warum sind wir hier?
Ich kenne das Theater als Schauspielerin, als Regisseurin und bald auch als künstlerische Leiterin. Deshalb ist das Theater für mich wie ein zweites Zuhause geworden, dass ich gestalten darf. Das macht mir eine Riesenfreude.
Sie übernehmen ab dem 1. Januar die künstlerische Leitung des Theaters. Was dürfen wir erwarten?
Grosse Änderungen sind vorerst nicht geplant. Mein grosser Wunsch ist, dass das ganze Baselbiet das Theater Palazzo kennt und immer wieder hier vorbeikommt. Ich weiss, dass das eine Riesenaufgabe ist. Meine Vision ist, dass das Angebot so divers ist, dass es möglichst viele Personen anspricht.
Was kann das Theater bieten, was gerade elektronische Unterhaltungsmedien nicht können?
Ganz klar die Atmosphäre. Sie kriegen hier von einer netten Person einen wunderschönen Aperol-Spritz mit einem Pfefferminzblatt aus der Region. Dann können Sie gemeinsam mit den anderen Besuchenden Unterhaltung geniessen. Mir ist auch bewusst, dass sich die Art der Unterhaltung in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt wegen Corona, verändert hat und immer mehr im Privaten stattfindet. Ein Gemeinschaftserlebnis ist trotzdem nachhaltiger als ein Netflix-Abend.






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