Die Küttiger Landfrauen bei der Ernte der „Chüttiger Rüebli“ Bild: Nicolas Blust
Am Mittwochmorgen wurden in Küttigen die bekannten «Chüttiger Rüebli» geerntet. Trotz trockenem und heissem Sommer wurde rund eine Tonne Rüebli aus dem Boden geholt. Wir waren vor Ort dabei.
Ein nebliger Mittwochmorgen in Küttigen. Es ist kalt und auf dem Goldacker unterhalb der Weinreben liegt noch Tau. Doch auf dem Feld herrscht bereits emsiges Treiben: Die Küttiger Landfrauen ernten ihre «Chüttiger Rüebli». Knapp 20 Personen – mehrheitlich Frauen, aber auch Männer und Kinder – ziehen die Rüebli aus dem Boden. An vorderster Front mit dabei ist Maja Burgherr.
Sie ist die Hauptverantwortliche für den Anbau und die Ernte der Rüebli. «Superschön sind sie nicht geworden», bilanziert Burgherr. Die Form sei weniger spitzig als auch schon, die Rüben etwas kleiner. Sie konnten im Frühling den Boden weniger gut bearbeiten, da er zu feucht war, lautet die Analyse.

Maja Burgherr (links) und Denise Werner von den Küttiger Landfrauen auf dem Goldacker in Küttigen. Bild: Nicolas Blust
Trotzdem wird an diesem Mittwochmorgen knapp eine Tonne Rüebli geerntet. Eine etwas magerere Ausbeute als in vergangenen Jahren, trotzdem sind die «Chüttiger Landfraue» zufrieden mit der Ernte. Und schnell. Bereits nach einer Stunde sind sämtliche Rüebli ausgehoben. Früher wurden die Rüebli noch sorgfältig mit einem Rüeblistupfer aus dem Boden gezogen, mittlerweile hilft der Bauer mit einer Maschine.
Angefangen im Garten, mittlerweile auf dem Feld
1929 wurden die Küttiger Landfrauen gegründet. Für den ersten Aarauer Rüeblimärt 1981 pflanzten sie die «Chüttiger Rüebli» an. Angefangen in den Gärten der Mitglieder, pachten die Landfrauen mittlerweile einen Streifen auf dem Goldacker.
Die Rüebli wachsen in dieser Form nur noch in Küttigen. Sie unterscheiden sich in Farbe und Form von der klassischen orangen Karotte. Sie sind dicker und spitziger als ihre bekannten Artgenossen. Früher wurden die «Chüttiger Rüebli» als Pferdefutter verwendet, mittlerweile sind sie als Wintergemüse sehr beliebt.

Die «Chüttiger Rüebli» sind dicker und weniger spitz als klassische Rüebli. Bild: Nicolas Blust
Und schweizweit bekannt. «Wir erhalten Anfragen aus der ganzen Schweiz», sagt Landfrauen-Präsidentin Denise Werren. Die Nachfrage steigt stetig, auch dank diversen Auftritten in den Medien. Ausserdem sind die weiss-gelblichen Rüebli als kulinarisches Erbe der Schweiz eingetragen. Daher überlegen die Landfrauen, diesen Herbst etwas grösser auszusäen.
Mehr Rüebli bedeuten aber auch mehr Aufwand für die Frauen, die sich in ihrer Freizeit um den Anbau kümmern. Dieser sei sehr zeitintensiv, vor allem das Wässern in den ersten Wochen nach der Saat und das Jäten des Unkrauts.
Ein Küttiger Kulturgut
Der Anbau ist für die Landfrauen eine Herzensangelegenheit. Schon als Kinder seien sie auf dem Acker unterwegs gewesen und hätten ihren Müttern beim Anbau geholfen, erzählen Werren und Burgherr. Nun führen sie die Tradition fort. Die Küttiger Landfrauen zählen 36 Mitglieder, die meisten stammen aus dem Dorf selbst.

Die Küttiger Landfrauen und Helfende bei der Ernte. Bild: Nicolas Blust
Das Bewahren und Weitergeben des Wissens um das «Chüttiger Rüebli» ist ihnen ein grosses Anliegen. «Es wäre schade, wenn so etwas Einmaliges verloren geht. Das ‹Chüttiger Rüebli› ist lokales Kulturgut», sagt Werren. Deshalb behandeln alle 4. Klassen der Primarschule Küttigen die Rüebli in einem Schulprojekt in Zusammenarbeit mit dem Jurapark Aargau. Jede Klasse hat dabei auch ihre eigene Ecke auf dem Acker, um die sie sich kümmert.
Und wie schmecken denn die Rüebli? «Sie sind weniger süss und erdiger als herkömmliche Rüebli», sagt Burgherr. Am liebsten essen Burgherr und Werren die Rüebli gekocht oder gebacken mit Kartoffeln, Speck und Wurst. Burgherrs Kinder mögen sie am liebsten in der Suppe. Aber auch roh können die «Chüttiger Rüebli» verkostet werden – fein geraspelt. So geschehen am vergangenen Aarauer Rüeblimärt.
Auch dieses Jahr betreiben die Küttiger Landfrauen wieder ihren Stand am Rüeblimärt in Aarau, der mittlerweile zum Inventar des Marktes gehört. Wer die Rüebli bereits vorher essen will, kann sie am 28. Oktober am Rüeblimärt Küttigen kaufen.






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