Badener Fotograf lässt das Kino Elite noch ein letztes Mal aufleben

Aufnahme eines Kinosaals des ehemaligen Kino Elite in Wettingen. Bild: Ivo Stalder

Der in der Region Baden lebende Fotograf Ivo Stalder stellt an der grössten Schweizer Fotoausstellung gleich zwei seiner Projekte aus. Die Bilderserie aus dem geschlossenen Wettinger Kino Elite ist für ihn eine Herzensangelegenheit.

Sozusagen über Nacht wurde am 5. Januar 2022 das Kino Elite in Wettingen per sofort und unwiderruflich geschlossen. Der Badener Fotograf Ivo Stalder konnte das Kino vor dem Verkauf noch ein letztes Mal ablichten. Die dabei entstandene Fotoserie stellt er nun an der «photoSchweiz 2023» aus. Das ist die grösste Fotoausstellung der Schweiz, die noch bis am Dienstag, 10. Januar, in Oerlikon geöffnet hat.

Für Stalder, der grosser Kinofan ist und über 30 Filme im Elite geschaut hat, war das Projekt eine Herzensangelegenheit. «Es war ein Stück weit auch ein persönliches Abschiednehmen», sagt Stalder. Für ihn, der schon in zahlreichen Kinos zu Besuch war, sei das Elite das schönste Kino gewesen. Nicht nur, weil er dort unzählige Erinnerungen sammeln durfte, sondern auch wegen der einmaligen Architektur.

Fotoserie ist für Stalder eine Herzensangelegenheit

Stalder beschreibt das Kino in der Ausstellung als traditionsreiches Haus. Das 1947 erbaute Gebäude, das von der Architektur her entfernt an den Bauhaus-Stil erinnerte, habe nüchterne Sachlichkeit mit warmen Charme vereinigt.

Mit dessen Schliessung hat Stalder aber nicht nur eines seiner Stammkinos verloren. Der in der Romandie geborene Fotograf befürchtet auch, dass die Auswahl an Filmen in der Region Baden kleiner wird. Denn das Elite zeigte nicht nur die aktuellen Hollywood-Blockbuster, sondern bot auch Platz für Arthouse- und Independent-Filme.

Stalder, der bereits früh die Fotografie für sich entdeckte, da er als 14-Jähriger eine Kamera geschenkt erhielt, stellt aber nicht nur die Fotoserie aus dem Kino Elite aus. Der Badener Fotograf nimmt auch noch mit einem zweiten Fotoprojekt an der Ausstellung teil.

Faszination für das Raue und den Verfall

Wegen Instandhaltungen wurde Ende 2021 der Verzasca-Stausee entleert. Damit wurde erstmals seit dessen Bau vor fast 60 Jahren sichtbar, was damals in den Fluten verschwunden ist: Strassen, Brücken, Brunnen, Trockenmauern, Baumstümpfe und sogar ein vergessenes Waldbrand-Schild. Ivo Stalder hat in einer Zeitreihe von knapp sechs Monaten die Landschaft im Stausee fotografisch festgehalten.

Eine einmalige Gelegenheit, die sich der Fotograf nicht entgehen lassen wollte. Die raue und dystopische Landschaft habe ihn sofort fasziniert. Stalder liebt es, den Verfall fotografisch zu dokumentieren. So hat er auch das alte Thermalbad in Baden fotografiert und vor zwei Jahren an der photoSchweiz ausgestellt.

«Ich mag die Herausforderung, in einer rauen Umgebung das Schöne hervorzuheben», sagt Stalder über seine Faszination. An der diesjährigen Ausstellung hofft er, die Leute mit seinen Bildern in irgendeiner Form anzusprechen: «Im Optimalfall können sie ein Stück weit nachvollziehen, wie ich es erlebt habe.»

Und vielleicht erfüllt sich durch die Präsenz an der grössten Schweizer Werkschau für Fotografen auch Stalders nächster Wunsch: Einmal seine Fotografien in einer Galerie ausstellen zu können.