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Oltner Verein plant Ausfahrten mit historischen Zügen

Thomas Gut (ganz links), Vereinspräsident von Rail Historic, vor der Dampflokomotive der MThB im Locorama in Romanshorn TG. Bild: Nicolas Blust

Seit Anfang Juni hat der Verein Rail Historic seinen Sitz in Olten. Er organisiert schweizweit historische Zugfahrten. Was dahinter steckt und wieso Rail Historic für Vereine überlebenswichtig ist. Ein Besuch.

Eine Fahrt mit der Dampflokomotive in Romanshorn. Video: Nicolas Blust

Ein Besuch im Locorama in Romanshorn TG gleicht einer Zeitreise. Längst ausgemusterte Lokomotiven und Zugwagen erhalten hier ein zweites Leben. Die historischen Zugfahrzeuge, besonders die Dampflokomotiven, ziehen viele Kinder und Eisenbahnliebhaber an. Der Verein Historische Mittel-Thurgau-Bahn (MThB) bietet unter dem Label Dampfromantik am Bodensee Fahrten mit dem historischen Rollmaterial an.

Ohne die Dienste des Oltner Vereins Rail Historic wäre dies längst nicht mehr möglich. Denn die Dampflokomotiven nutzen die Gleise der SBB. Und das Reservieren dieser Gleise ist ziemlich aufwendig. «Ich brauche etwa acht Stunden, um eine solche Fahrt zu planen», sagt Thomas Gut, Vereinspräsident von Rail Historic.

Der Reiz an alten Fahrzeugen

In seinem Büro an der Dornacherstrasse in Olten zeigt uns der SBB-Fahrdienstleiter auf seinem Computer, wie er die Fahrten plant. Jedes Teilstück muss im Trassensystem angemeldet werden, ansonsten kann die Fahrt nicht stattfinden. Ausserdem muss Gut auch schauen, ob er einen Lokführer findet, der die Strecke kennt und die nötige Erlaubnis hat, den entsprechenden Zug zu fahren.

Doch wie kamen Thomas Gut und Marcel Bänziger – die Gründer von Rail Historic – dazu, Zugfahrten für Eisenbahn-Vereine zu planen? Es ist die Leidenschaft für die alten Züge. «Der Reiz ist, mit alten Fahrzeugen unterwegs zu sein», sagt Gut. Ohne die Vereine wären diese Züge längst ausgemustert und im Museum oder auf dem Schrottplatz gelandet. So sind sie weiter auf den Schweizer Schienen unterwegs.

Bereits vor dem Entstehen von Rail Historic waren Gut und Bänziger als Zugbegleiter bei Eisenbahn-Vereinen unterwegs. Dabei erfuhren sie, welche Kosten alleine die Planung einer Zugfahrt mit sich bringt. Das Planen einer Kurzstrecke kann schnell einmal einen fünfstelligen Betrag kosten. Ein Betrag, der für Vereine kaum finanzierbar ist. Darum wollten Gut und Bänziger Abhilfe schaffen – und gründeten den Verein Rail Historic.

Vom Bodensee in die Aare-Stadt

Angefangen haben sie in Romanshorn am Bodensee. Dort hatten sie Kontakte zu einigen Vereinen, unter anderem zum Verein MThB. Dass sie ihren Sitz mittlerweile nach Olten verlegt haben, hat praktische Gründe. «Olten ist sehr zentral gelegen», sagt Gut. Ausserdem wohne und arbeite er in der Dreitannenstadt. Die meisten Aufträge erhält Rail Historic weiterhin aus der Ostschweiz. Rund 80 Fahrten organisieren Gut und seine Mitstreitenden pro Jahr. 60 davon alleine für den Verein MThB am Bodensee.

Um eine Eisenbahnfahrt auf Schweizer Schienen zu planen, braucht es einige Voraussetzungen. Erstens braucht es eine Sicherheitsbescheinigung des Bundesamts für Verkehr. «Das ist administrativ ein Riesenaufwand», sagt Gut. Über zwei Jahre musste Rail Historic auf seine Bescheinigung warten.

Daneben benötigt man einiges an Vorwissen, um sich im Trassensystem zurechtzufinden. Für Gut und Bänziger kein Problem, da beide seit Jahren bei den SBB arbeiten. Für einen Laien aber eine schier unmögliche Aufgabe. Ausserdem braucht es eine Versicherung für die Fahrten. Auch diese organisiert Rail Historic für die Vereine.

Das Ganze hat natürlich seinen Preis. Fahrten, wie sie der Verein MThB am Bodensee macht, kosten zwischen 6000 und 8000 Franken. Eine Fahrt durch die ganze Schweiz kann schnell einmal 20’000 bis 30’000 Franken kosten. Geld verdient Rail Historic damit nicht – die Arbeit ist ehrenamtlich. Sie verrechnen den Eisenbahn-Vereinen lediglich ein kleines Honorar, um die eigenen Kosten zu decken. Für Privatpersonen verlangen sie die vollen Kosten.

Ein zuverlässiger Partner

«Wir sind auf den Service von Rail Historic angewiesen», sagt Jürg Fetzel, Präsident des Vereins MThB. Dass der Oltner Verein die komplette Administration mit dem Bundesamt für Verkehr übernehme, sei eine riesige Erleichterung. Und ein Garant dafür, dass die historischen Züge auf dem öffentlichen Schienennetz fahren können. Sein Verein habe nicht den Luxus, ein eigenes Schienennetz zu besitzen wie gewisse andere Vereine.

Auch neben der Planung der Strecke ist Rail Historic für die Vereine überlebenswichtig. Denn die Züge müssen auch gefahren werden. Und geeignetes Fachpersonal ist schwierig zu finden. «Wir bieten auf Wunsch der Vereine auch Ausbildungen an», sagt Gut. Man biete Kurse für angehende Lokführer, Zugbegleiter und Rangierer an. Momentan seien drei Klassen im Lernprozess, die Nachfrage sei steigend.

In Zukunft möchte Rail Historic auch eigene Fahrten mit historischen Zügen in der Region Olten anbieten. Bislang gibt es solche Fahrten vor allem in der Ostschweiz und im Zürcher Oberland.

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