Yannik Zamboni bei der US-Castingshow «Making the Cut». Bild: zvg
Yannik Zamboni hat bei der US-Castingshow «Making the Cut» den ersten Platz erobert und im Herbst erstmals seine eigene Fashion Show in New York präsentiert. Sein steiler Weg nach oben führte auch über Baden.
Weisse Kleidung, weisse Mütze, weisse Fingernägel und weisse Augenbrauen. Yannik Zamboni sticht mit seinem Aussehen ins Auge. Gleiches gilt für seine Mode. Auch sie ist weiss und schrill – und nachhaltig. Damit will der 36-Jährige die Modewelt revolutionieren.
Das Talent wurde Yannik Zamboni bereits in die Wiege gelegt. Seine Grossmutter verdiente als Schneiderin ihr Geld. Dass nun auch der Enkel Kleider schneidert, war jedoch lange nicht absehbar. Zwar war für ihn bereits als Jugendlicher klar, dass er einen kreativen Beruf ausüben möchte. Gekommen ist es zuerst aber anders.
«Mit meiner Familie kam ich zum Schluss, dass es besser sei, einen Job mit einem sicheren Einkommen zu suchen», sagt der gebürtige Baselbieter. Also machte er sich auf in die grosse Stadt. Vom 700-Seelen-Dorf Böckten pendelte Zamboni nach Basel für seine KV-Lehre bei der ÖKK-Versicherung. Nach der abgeschlossenen Lehre war für den Modedesigner aber klar, dass ein Bürojob nicht seine Zukunft sein kann.
Sein erstes Praktikum absolvierte der Modedesigner in London
Durch eine Anfrage kam Zamboni erstmals mit der Modewelt in Kontakt und war einige Jahre als Model unterwegs. Dabei konnte er aber kein Geld auf die Seite legen. Entsprechend plagten ihn immer wieder Existenzängste. Ein abgeschlossenes Marketing-Studium später arbeitete Zamboni fortan als Marketing-Experte. Doch auch dieser Job erfüllte ihn nicht.
Also kündigte er und startete sein Studium in Fashion Design. Zuerst an der Schweizer Textilfachschule (STF), dann an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Sein obligatorisches Praktikum absolvierte der Baselbieter bei Feng Chen Wang in London. «Das war eher eine schlechte Erfahrung», sagt Zamboni rückblickend.
Er habe dort schon erkannt, dass er etwas Eigenes machen will. Doch einen Tag nach dem abgeschlossenen Studium brach Corona aus. Trotzdem mietete sich der 36-Jährige einen Incubator Space in der STF, wo er auch alle Maschinen benutzen durfte und hat Einzelanfertigungen auf Bestellung designt.
Pendeln zwischen Zürich, Baden und dem Baselbiet
Wegen des langen Arbeitswegs vom Baselbiet nach Zürich suchte Zamboni gleichzeitig eine Bleibe in der Nähe der Limmatstadt. Fündig wurde er in Baden: Der Badener Pfarrer Florian Rückel war ein guter Freund und liess ihn bei sich im Pfarrhaus wohnen. So pendelte Zamboni zwischen Baden, Zürich und dem Baselbiet. «Ich lebte überall und doch nirgends», sagt Zamboni.
Der Modedesigner hielt sich einige Monate über Wasser, doch das Geld wurde knapp. Nachdem er mehrmals vergeblich versuchte, Fördergelder für sein Modelabel zu beantragen, stand er kurz vor dem Aus. Die Miete seines Arbeitsplatzes in Zürich reichte nur noch für wenige Monate.
Wie durch Schicksal erhielt Zamboni genau in diesem Moment eine Anfrage einer Modeagentin für die US-Castingshow «Making the Cut». Zuerst ignorierte er sie. Einige Tage später meldete sich die Agentur jedoch erneut. Daraufhin habe er sich doch genauer über die Show informiert und gesehen, dass der Gewinner eine Million US-Dollar erhalte. Er habe lange mit sich gekämpft, ob er sich im Fernsehen exponieren möchte, und kam dann zum Schluss: «Warum sollte ich es nicht probieren? Schliesslich wollte ich weiter Kleider designen.»
Castingshow als finanzielle Rettung
Zamboni nahm also Teil, überstand eine Ausscheidungsrunde nach der anderen und wurde schliesslich mit neun anderen Kandidaten nach Los Angeles eingeladen. «Ich habe die Zeit dort extrem genossen», sagt er heute. Er habe sich voll auf seine Leidenschaft – das Designen von Kleidern – konzentrieren können. Und sein Stil kam bei der Jury rund um Topmodel Heidi Klum gut an.
Sendung für Sendung setzte sich der 36-Jährige gegen seine Konkurrenz durch und durfte sich schliesslich über den ersten Platz und das Preisgeld freuen. Noch in der Sendung wurden seine Mutter und seine Schwester per Video informiert. Zurück in der Schweiz musste der Modedesigner seinen Sieg sieben Monate geheim behalten, bis die Sendung ausgestrahlt wurde.

Seine Karriere war nun aber endgültig lanciert. Neben dem Preisgeld erhielt der Baselbieter die Möglichkeit, zusammen mit Amazon eine Kollektion seines Modelabels «Maison Blanche» zu vermarkten. Doch damit nicht genug: Zamboni nutzte die Gunst der Stunde und plante eine eigene Fashion Show an der New York Fashion Week. Er wolle schliesslich nicht als Designer bekannt werden, der nur für Amazon designt.
Die Show war ein voller Erfolg und erfreute sich grosser Beliebtheit. «Die Show war pumpevoll», erinnert sich Zamboni. Seither erlebt der Modedesigner kaum noch eine ruhige Minute. Neben zahlreichen Interviewanfragen stürzt sich der 36-Jährige jetzt gleich in mehrere Projekte.

Im März eröffnet ein Pop-up-Store an der Zürcher Bahnhofstrasse, wo Produkte von Zambonis Label «Maison Blanche» erhältlich sind. Daneben plant er auch ein eigenes Parfüm, eigene Schuhe und eine Taschen-Kollaboration. Ausserdem beginnen bereits jetzt die ersten Planungen für die kommende Fashion Week in New York.
Nachhaltigkeit steht im Vordergrund
Zamboni bezeichnet seine Mode als Anti-Fashion. Denn der 36-Jährige will die Modewelt revolutionieren – mit nachhaltiger, zirkulärer Mode. Er verzichtet komplett auf Plastik und synthetische Fasern. Ausserdem sind alle seine Kreationen vegan. Die Rohstoffe kommen fast ausschliesslich aus der Schweiz und sind fair und ökologisch produziert.
Auch bei seinen Shows setzt Zamboni Zeichen. Bei der Fashion Week liefen mehrere Models in der Farbe grün – eine Anlehnung an die Proteste für Abtreibungsrechte in den USA. Einige Models hatten zudem einen zugeschnürten Mund. Doch warum nimmt Zamboni an der Fashion Week teil und arbeitet mit Amazon zusammen, obwohl er die Modewelt verändern will?
«Wenn du ein System verändern willst, musst du zuerst ein Teil davon sein», sagt Zamboni. Gerade bei Amazon findet der 36-Jährige mit seinen Anliegen immer wieder Gehör und kann so etwas bewegen. Auch Heidi Klum setzt sich für eine nachhaltigere Modebranche ein. Seit der Show pflegt Zamboni einen freundschaftlichen Kontakt mit dem Topmodel. Er hat sie auch schon in Los Angeles besucht und gemeinsam mit ihrer Familie ein Konzert besucht.
An den People’s Choice Awards trug Klum zudem ein Kleid von «Maison Blanche» und machte so Werbung für Zambonis Label. «Sie hat mir bewusst geholfen», sagt Zamboni stolz. Klums Auftritt steigerte die Popularität des Labels markant. Und transportierte damit auch Zambonis Botschaft in die weite Welt.






Schreibe einen Kommentar