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«Dann ist Zurzach tot»: Fleckenkonzept verzögert sich – das sorgt für Unmut beim Gewerbe

Durchgangsverkehr auf der Schwertgasse in Bad Zurzach.

Der Durchfahrtsverkehr in der Schwertgasse in Bad Zurzach gehört schon bald der Vergangenheit an. Bild: Alexander Wagner

Im kommenden Frühling wird die Ostumfahrung in Bad Zurzach eröffnet. Gleichzeitig soll das Dorfzentrum aufgewertet werden. Das Vorhaben ist aber ins Stocken geraten. Gewisse Ladenbesitzer befürchten das Schlimmste.

In Bad Zurzach wird gebaut. Die neue Ostumfahrung, die den Durchfahrtsverkehr im Dorfzentrum reduzieren soll, ist beinahe fertiggestellt. Die Neugestaltung und Aufwertung der Schwertgasse, die im gleichen Atemzug stattfinden sollte, verzögert sich jedoch. Das passt nicht allen vor Ort.

Bereits im Juni meldete die Gemeinde Zurzach, dass der Kanton die eingereichten Unterlagen zur Umgestaltung der Schwertgasse zurückgewiesen habe. Er bemängelte Punkte bei der Verkehrsführung, der Gestaltung und Materialisierung, aber auch den fehlenden Einbezug eines Fachplaners. Der ambitionierte Baustart, der noch in diesem Jahr geplant war, kann deshalb nicht eingehalten werden.

Umfahrung soll Ladensterben verhindern und nicht beschleunigen

«Der Gemeinderat hat direkt nach Eingang der Antwort des Kantons damit begonnen, die Punkte der kantonalen Stellungnahme zu bearbeiten und die Zusammenarbeit mit den Fachplanern zu starten», sagt Gemeinderätin und Vizeammann Franzisca Zölly auf Anfrage. Im kommenden Frühjahr solle ein neuer Zeitplan mit Meilensteinen vorgestellt werden.

Dass die Schwertgasse umgestaltet werden soll, gefällt nicht allen. Einige Ladenbesitzer befürchten, durch den ausbleibenden Durchgangsverkehr gehe auch die Kundschaft verloren. «Wir haben viele Kundinnen und Kunden aus Deutschland», sagt Liliane Stöhr vom Bastelzentrum Wundertüte. Sie befürchtet, dass ein Teil dieser Kunden nicht mehr vorbeischaut, wenn die Ostumfahrung einmal eröffnet ist.

Die Lastwagen und der Berufsverkehr würden keinen Halt im Dorf einlegen. Ihnen gehe es darum, möglichst schnell von A nach B zu gelangen, meint Franzisca Zölly und ergänzt: «Wer sein Znüni beim Beck im ‹Flecken› einkauft, kann das auch in Zukunft tun. Der ‹Flecken› wird nicht verkehrsfrei, er wird verkehrsberuhigt.»

Das Fleckenkonzept, das im Austausch mit der lokalen Bevölkerung entstand, sei eine «Chance», dem Ladensterben entgegenzuwirken. Dieses Konzept wurde bereits vor längerer Zeit mit der lokalen Bevölkerung in einem Workshop ausgearbeitet. Heute stehen mehrere Ladenflächen an der Schwertgasse leer. Die Hoffnung ist, dass mit der Umgestaltung des «Flecken» das Dorfzentrum wieder zu neuem Leben erwacht.

Droht das gleiche Schicksal wie in Klingnau?

Diese Hoffnung teilen nicht alle Ladenbesitzenden. Sie haben Angst, dass mit der Verzögerung des Fleckenkonzepts das Dorfzentrum ausstirbt. «Wenn die Ostumfahrung eröffnet wird, dann ist Zurzach tot», sagt Stöhr. Das Gleiche sei auch in Klingnau passiert, nachdem 1994 die Umfahrungsstrasse gebaut wurde. Heute sei das Dorfzentrum beinahe ausgestorben.

Stöhr ist mit ihren Befürchtungen nicht alleine. Weitere Gewerbetreibende machen sich die gleichen Sorgen, wollen diese aber nicht öffentlich äussern. Der Grossteil der Ladenbesitzenden teilt die Sorgen aber nicht. Sie sehen das Positive in der Umgestaltung.

So auch die Bäckerei Maier an der Schwertgasse. «Eine Veränderung ist nötig», sagt Roman Maier, Geschäftsführer der Bäckerei Maier. Er sei sehr optimistisch, was das Fleckenkonzept anbelangt. Einzig die Umbauarbeiten bereiten ihnen etwas Sorgen. Maier lobt den Austausch zwischen der Gemeinde und den Ladenbesitzenden und Anwohnenden: «Ich spüre, dass in Zurzach auf die Ladenbesitzer eingegangen wird.» Er habe selber an einer Infoveranstaltung teilgenommen und sich zu Wort gemeldet. 

Austausch mit der Gemeinde weiterhin möglich

Auch Gemeinderätin Zölly lobt den fruchtbaren Austausch mit den Anwohnenden und Gewerbetreibenden. Diese würden sich aktiv in die Umgestaltung der Schwertgasse einbringen und kritische, aber wertvolle Inputs liefern. Jedoch fühlen sich nicht alle von der Gemeinde richtig verstanden.

Da die Unterlagen zur Umgestaltung der Schwertgasse vom Kanton zurückgewiesen wurden, bleibt den Gewerbetreibenden in Bad Zurzach aber weiterhin Zeit, ihre Anliegen bei der Gemeinde zu platzieren. Wie gut das Fleckenkonzept zukünftig funktioniert, wenn der Durchfahrtsverkehr in der Schwertgasse wegfällt, bleibt bis zur Eröffnung der Umfahrung Spekulation.

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